Ein Überblick

Die Geschichte Portugals im Überblick
entnommen aus den Webseiten des Michael Müller Verlages


7000 v. Chr.
Nachweislich leben seit der Steinzeit Jäger und Sammler auf dem heutigen Staatsgebiet.

700 600 v. Chr.
Die sogenannte Castro-Kultur mit ihren befestigten Bergsiedlungen, genannt Citânias, entsteht im Norden des Landes.

800 v. Chr.
Griechen und Phönizier gründen Handelsstützpunkte an der Küste.

535 v. Chr.
Karthager erweitern ihre Einflusssphäre von Nordafrika aus bis in die Küstenregionen der Iberischen Halbinsel.

210 v. Chr.
Die Römer erweitern ihr Reich um die Iberische Halbinsel. Es soll aber bis ins Jahr 19 v. Chr. dauern, bis auch die Stämme im Norden Portugals "befriedet" werden. Dabei kommt der Lusitanische Stammesführer Viriatus zu großem Ruhm, da er den Römern lange zu widerstehen vermag. Letztlich wird er aus dem Hinterhalt ermordet. Das Königreich der Algarve wird von den Römern Conii genannt und umfasst das gesamte Territorium vom Capo São Vicente bis zum heutigen spanischen Almeria.

711
Die Mauren aus Nordafrika erobern innerhalb von sieben Jahren fast die gesamte Iberische Halbinsel.

9. Jh.
Al-Gharbe, die heutige Algarve, wird eine eigenständige maurische Provinz mit der Hauptstadt Silves.

868
Die sogenannte Reconquista (christliche Rückeroberung) hat inzwischen das nördliche Gebiet am Fluss Minho bis zur Stadt Porto von den Mauren zurückerobert.

1094
Der Name Portugal wird erstmalig aktenkundig. Die Provinz Portucale (benannt nach Porto Calem, dem heutigen Porto) wird von König Afonso VI. von Kastilien-León an seinen Schwiegersohn Heinrich von Burgund übertragen.

1139
Dom Afonso Henriques, Sohn des oben genannten Heinrich von Burgund, schlägt bei Ourique (Alentejo) die Mauren und ruft sich als König von Portugal aus.

1143
Afonso Henriques wird auch vom mächtigen Nachbarn Kastilien-León als König anerkannt. Hauptstadt des neuen Königreiches wird Guimarães.

1250
Die Mauren werden von Afonso III. endgültig aus Portugal vertrieben.

1385
In der Schlacht von Aljubarrota schlagen die Portugiesen unter Dom Nuno Àlvares Pereira die übermächtigen Kastilier und besiegeln so die Unhabhängigkeit des Landes.

1394
Infante Henrique, Prinz Heinrich der Seefahrer, wird als dritter Sohn von Dona Filippa von Lancaster und König Dom João geboren. Mit ihm beginnt das Zeitalter der Entdeckungen. Den Rücken frei durch einen Friedensvertrag mit Kastilien, kann sich Portugal neu orientieren. In seiner Seefahrerschule werden neue Techniken der Navigation erforscht.

1415
Prinz Heinrich erobert mit einer mächtigen Flotte und 20.000 Kämpfern Ceuta (Marokko). 1419 wird Madeira, 1427 die Inselgruppe der Azoren, und 1457 werden die Kapverdischen Inseln entdeckt.

1434
Gil Eanes umschifft das Kap Bojador (Marokko).

1488
Bartolomeu Dias umrundet die Südspitze Afrikas, das Kap der Guten Hoffnung.

1492
Christoph Kolumbus entdeckt im Auftrag der spanischen Krone Amerika.

1498
Vasco da Gama kann mit seinen Schiffen erstmals bis nach Indien vorstoßen.

1500
Pedro Álvares Cabral entdeckt, eher zufällig, Brasilien. Es wird Portugals größte Kolonie.

1542
Fernão Mendes Pinto betritt als einer der ersten Europäer japanischen Boden.
All diese Eroberungen und neuen Handelsbeziehungen machen Lissabon zur bedeutendsten Stadt der "zivilisierten" Welt. Die Handelsrouten über Land, die vorher Venedig zu Wohlstand verhalfen, führen jetzt nach Portugal.

1557 78
Der junge König Sebastião wird mitsamt seines 18.000 Mann umfassenden Kreuzritterheeres in Marokko niedergemetzelt. Es ist die größte Niederlage der Dynastie Aviz und läutet wirtschaftlich den Niedergang ein. Das Land hat sich mit seinen Eroberungen maßlos übernommen. Mit 1 Mio. Einwohnern, so viel besitzt Portugal zur damaligen Zeit, sollte die halbe Welt verwaltet und exploriert werden.

1580
König Felipe II. von Spanien nutzt nach dem Tod des Erzbischofs Henrique, dem letzten Herrscher der Dynastie Aviz, die Gelegenheit der Schwäche sowie die geschickte Heiratspolitik seines Vaters und ernennt sich rechtmäßig zum König von Portugal. Das Land bleibt aber weitgehend autonom. Die Schmach der Fremdherrschaft wird aber nur 60 Jahren dauern, ein 1640 ausgebrochener Aufstand kann von den Spaniern nicht beendet werden, da zur selben Zeit auch die Katalonen für Unabhängigkeit kämpfen.

1640
Nach der erkämpften Unabhängigkeit wird der Herzog von Bragança, João IV., zum neuen König von Portugal gewählt. Damit gelangt eine neue Dynastie an die Macht, die bis zum gewaltsamen Sturz Manuels II. im Jahre 1910 das Land regiert.

1698
In Brasilien werden große Goldvorkommen entdeckt, mit denen Portugal seine Staatsfinanzen wieder ordnen kann.

1703
Portugal schließt mit England den Methuenvertrag, der den Import von Textilien aus England im großen Stil zulässt, während Portugal als Gegenleistung hauptsächlich Wein ausführen soll. Dieser Vertrag legt die gesamte portugiesische Wollindustrie lahm und hat auch heute noch Auswirkung auf die Landesstruktur, da dadurch die im übrigen Europa aufkommende industrielle Revolution an Portugal vorbeigeht.

1750
Marquês de Pombal wird zum Außen- und Kriegsminister berufen. Als überzeugter Anhänger des aufgeklärten Absolutismus geht er sogleich daran, durchgehende Reformen zu verwirklichen. Kirche und Adel werden vieler ihrer Privilegien beraubt, und planmäßig wird die Wirtschaft im Lande gefördert.

1755
Am 1. November 1755 zerstört ein gewaltiges Erdbeben Lissabon und große Teile der Städte an der Algarve.

1807
Napoleon marschiert in Portugal ein. Das portugiesische Königshaus hält Hof in Rio de Janeiro. Die Vertreibung der Franzosen mit Hilfe der Engländer kommt erst 1810 zum Abschluss.

1821
König João VI. ist noch nicht aus Brasilien nach Portugal zurückgekehrt, als sich in Lissabon eine liberale Ständeversammlung formiert und eine liberale Verfassung entwirft, die den Adel endgültig entmachten und dem Bürgertum mehr Mitspracherecht geben soll.

1822
König João VI. kehrt nach Portugal zurück.König Joãos Sohn, Pedro I., lässt sich zum Kaiser von Brasilien ausrufen und erklärt das Land für unabhängig.



1823
Dom Miguel, der Sohn König Joãos VI., hebt die liberale Verfassung auf. Die Liberalen ziehen sich auf die Azoren zurück und bauen dort eine Armee auf.

1832 1834
Der Bürgerkrieg zwischen den "Miguelisten" und den Liberalen fällt zugunsten der Reformer aus. Dom Miguel geht ins Exil.





Die zweite Hälfte des 19. Jh. ist vom Niedergang der Monarchie geprägt. Portugals wirtschaftliche Lage ist durch den Wegfall des reichen Brasiliens hoffnungslos geworden. Die Politik wird jetzt mehr und mehr von bürgerlichen Politikern geprägt, aber die Industrialisierung des Landes wird verschlafen.

1892
Unter König Carlos I. muss das Land wegen Überschuldung den Staatsbankrott erklären.

1. Februar 1908
König Carlos I. wird zusammen mit seinem Sohn in Lissabon auf der Praça do Commercio erschossen. Manuel II. besteigt den Thron, doch ist die Monarchie nicht mehr zu retten.

5. Oktober 1910
In Lissabon wird die Republik proklamiert. König Manuel II. flieht nach England.



In den Folgejahren ringt eine Unzahl von kleinen Splitterparteien um Macht und Einfluss. In nur 16 Jahren kommen insgesamt 44 verschiedene Regierungen an die Macht. Dringend nötige Reformen können nicht umgesetzt werden. Einig ist man sich nur im Kampf gegen die Monarchie und die katholische Kirche.

1916
Portugal tritt an der Seite Großbritanniens in den Ersten Weltkrieg ein.

1926
Durch den Militärputsch von General Gomes da Costa soll eine 48 Jahre dauernde Epoche der Diktatur beginnen.

1932
António de Oliveira Salazar, Professor für Nationalökonomie und ehemaliger Finanzminister, wird Ministerpräsident. Mit rigorosen Stellenkürzungen, Gehaltsminderungen und einer Verwaltungsreform gelingt es ihm sogar, die Staatsfinanzen zu sanieren.

1933
Diese "Brutalsanierung" wird erst durch die Ausschaltung von Gewerkschaften und demokratisch gewähltem Parlament möglich. Durch eine neue Verfassung wurde der Estado Novo, der neue Staat ausgerufen. Wahlrecht haben Bürger mit einem Mindesteinkommen, bis in die 60er Jahre sind das nicht mehr als 15 % der Gesamtbevölkerung.

II. Weltkrieg
Eine strikte Neutralitätspolitik hält das Land fern aller Schlachtfelder. Eine deutschlandfreundliche Haltung der portugiesischen Faschisten ist trotzdem unverkennbar.

1961
Krieg in den Kolonien. Indien erobert unter Nehru kurzerhand die indischen Besitzungen Portugals (Goa, Diu und Damão). Im selben Jahr erklärt Angola seine Unabhängigkeit, 1963 Guinea-Bissau und 1964 Moçambique. Die Kriege ziehen sich bis in die 70er Jahre und belasten den Staatsetat mit ca. 50 %.

1968
Fast 80jährig erkrankt der Diktator Salazar schwer. Marcelo Caetano, sein langjähriger Mitarbeiter, wird Ministerpräsident. Salazar stirbt 1970.

25. April 1974
Linksgerichtete Armeeangehörige, MFA Movimento das Forças Armadas genannt, stoßen aus verschiedenen Garnisonen auf Lissabon vor und besetzen Zufahrtsstraßen, Regierungsgebäude und Rundfunkanstalten. Nur bei der Erstürmung der Geheimdienstzentrale gibt es drei Tote. Beim Großteil der Bevölkerung stößt der Putsch auf Zustimmung. Den Soldaten werden Nelken in die Gewehrläufe gesteckt, weshalb sich der Begriff Nelkenrevolution einbürgert.

1974 1975
Alle Kolonien bis auf das chinesische Macau und Osttimor werden unabhängig. Über 700.000 Auslandsportugiesen (Retornados) kehren fluchtartig nach Portugal zurück. Untergebracht werden sie in Hotels oder schnell erbauten Brettersiedlungen.

1975
Im sogenannten "heißen Sommer" (verão quente) kommt es zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen den extremen und den gemäßigten Gruppen. Ein gescheiterter Putschversuch von General Spínola führt zu einem Linksruck in der Führungsschicht des MFA. Im Zuge einer Landreform werden etwa 1 Mio. Hektar Boden an Landarbeiterkooperativen verteilt. Ebenso werden Banken und die Großindustrie verstaatlicht.

25. April 1975
Bei den ersten freien Wahlen schneiden die Kommunisten wesentlich schlechter ab, als erwartet. Gewinner sind die gemäßigten Linken, Sozialisten und Sozialdemokraten.

1976
In Osttimor, das formell noch nicht unabhängig ist, bekämpfen sich rivalisierende Unabhängigkeitsbewegungen; Indonesien nutzt die Gelegenheit und besetzt das Gebiet. Bis 1999 wurden über 10 % der timorensischen Bevölkerung ausgerottet.

1986
Beitritt in die Europäische Gemeinschaft.

1. Oktober 1995
Die Parlamentswahlen gewinnen die Sozialisten unter Führung von António Guterres mit 43,9 % der Stimmen. Da die Oppositionsparteien nicht in der Lage sind, sich auf eine gemeinsame Gegenpolitik zu verständigen, können die Sozialisten mit ihrer relativen Mehrheit von 112 von 230 Sitzen regieren. 1999 können sie das Wahlergebnis auf 44 % verbessern. Im Parlament erlangen sie die Hälfte (115) der Sitze.

14. Januar 1996
Bei den Präsidentschaftswahlen wird der langjährige Bürgermeister von Lissabon, der Sozialist Jorge Sampaio, zum Präsidenten gewählt. 2001 wurde er in seinem Amt bestätigt.