12. Jh bis 16. Jh

entnommen aus den Webseiten des Michael Müller Verlages


Die "Vorportugiesen"
Es wäre etwas verfehlt, die Geschichte und insbesondere die Frühgeschichte Portugals aus heutiger Sicht als "portugiesische" Geschichte zu betrachten, denn bis zum 12. Jh. existierte Portugal nicht. Nachweislich lebten in dieser Gegend Ureinwohner seit 7000 v. Chr. Die Menschen, die hier in der sogenannten Steinzeit als Jäger und Sammler lebten, können noch nicht als Portugiesen bezeichnet werden, bildeten aber zumindest zum Teil die Grundlage für die Entwicklung der portugiesischen Nation.
Die eigentliche Staatsgeschichte Portugals beginnt erst im Mittelalter, als 1143 die Grafschaft Portucale von den umliegenden Herrschern als selbständiges Königreich anerkannt wurde. Doch die ersten menschlichen Spuren reichen weit zurück: Sicherlich über 30.000 Jahre alt ist der legendäre Muschelhaufen, der bei dem Dorf Muge im Flusstal des Tejo gefunden wurde und als Hinweis auf eine prähistorische Siedlung gilt, was jedoch wohl nur für Spezialisten von Interesse ist.
Aus der Jungsteinzeit (Neolithikum), ab 5000 v. Chr., stammen die sogenannten Dolmengräber. Diese Gemeinschaftsgräber bestehen aus riesigen Gesteinsquadern, die meist im Rechteck aufgestellt und mit Steinplatten bedeckt
wurden. Fundorte sind z. B. Barrosa bei Vila Praia de Ancora, bei Crato im Alentejo und bei Amarante.
Erwähnenswert sind auch die vorrömischen befestigten Hügelsiedlungen, die aus der Zeit bis 500 v. Chr. stammen und Citânias oder Castros genannt werden. Reste solcher Wohnstätten sind bei Braga zu sehen: Castro de Sabroso und Citânia de Briteiros.
Seit 2000 v. Chr. war Portugal Drehscheibe für die verschiedensten Völker und Stämme, von den Kelten über die Germanen, Römer bis zu den Arabern. Sie alle zählen zu den Vorfahren der heutigen Portugiesen. Diese selbst leiten ihre Herkunft von den Lusitaniern ab, einem frühen, kriegerischen Bergvolk, Teilstamm der Keltiberer, das den eindringenden Römern lange erfolgreich Widerstand leistete. Als erste in der langen Reihe der sich ausbreitenden Stämme kamen jedoch die Ligurer in das am Atlantik gelegene Land. Es folgten die Iberer, dann die Kelten, aus denen zusammen die sogenannten Keltiberer wurden. Dann waren da noch die Mittelmeervölker, die Phönizier und die Griechen im Küstenraum, beide auf Handel aller Art spezialisiert einer alten Sage zufolge soll Lissabon von Odysseus gegründet worden sein!



Die Römer
Die Phönizier, vielleicht besser unter dem Namen Karthager bekannt, konnten die Griechen schließlich vertreiben, gerieten jedoch mit den Römern in einen gewaltigen Konflikt, der die ganze westliche Hälfte des Mittelmeerraums in Mitleidenschaft zog: die sogenannten Punischen Kriege (1. Punischer Krieg von 264 241 v. Chr., 2. Punischer Krieg von 218 201 v. Chr.). In deren Verlauf drangen die Römer bis nach Spanien vor und besetzten die ehemaligen Herrschaftsgebiete der Karthager. Den Westen und Norden der Halbinsel ließen sie zunächst in Ruhe.
Doch nun wurden die Lusitanier im Gebiet des heutigen Portugals aktiv. Es kam zu einem ständigen Grenzkrieg mit den Römern, bei dem jahrzehntelang hart auf hart gekämpft wurde. Viriatus, einer der lusitanischen Häuptlinge, konnte fünf römische Feldherren besiegen und war in den unwegsamen Berggebieten zwischen dem heutigen Spanien und Portugal jahrelang der Alptraum der Römer. Er schaffte es, die vereinzelt lebenden lusitanischen Stämme gegen die Römer zu vereinen und erbitterten Widerstand gegen die Weltmacht zu leisten.
Erst 139 v. Chr. konnte Viriatus aus dem Hinterhalt ermordet werden. Portugal wurde bis in den Norden besetzt. In der portugiesischen Überlieferung wurde Viriatus zu einem echten Volksheld, ähnlich Hermann dem Cherusker bei den Deutschen. Für die Römer dagegen war er ein dahergelaufener Viehdieb. Doch obgleich Viriatus und seine Anhänger sicher keine Portugiesen waren, zeigte sich schon damals eine gewisse Eigenständigkeit des Gebiets im Westen der Iberischen Halbinsel.
Die Römer bauten (wie überall, wohin sie kamen) sofort ihr Verwaltungs- und Wirtschaftssystem auf. Sie änderten die Besitzverhältnisse und errichteten ein Straßensystem, das teilweise heute noch benützt wird. Portugal gehörte damals zur Provinz Lusitanien mit der Hauptstadt Augusta Emerita, dem heutigen Mérida (Spanien). Natürlich wurde die neue Provinz ausgebeutet, wo es nur ging. So konnte Cäsar im Jahr 60 v. Chr. mit den erbeuteten Mitteln aus Lusitanien seine hohen Schulden bezahlen und sich dadurch seinen Aufstieg zum römischen Konsul finanziell sichern.
Ganz so intensiv kolonialisiert wie die östlichen Bereiche der Iberischen Halbinsel wurde das lusitanische Gebiet allerdings nicht. Von den römischen Bauwerken ist daher in Portugal nicht mehr allzu viel erhalten. Übrigens wurden die meisten der heutigen größeren Ortschaften zur Römerzeit oder noch früher gegründet. Viele Ortsnamen (z. B. Braga, Coimbra, Torres Vedras) sind römischen Ursprungs.


Die Germanen
Der römische "Frieden" hatte ein halbes Jahrtausend Bestand doch bekanntlich währt nichts ewig! Für die landhungrigen Germanenheere, die seit Ende des 4. Jh. über die römischen Befestigungswälle (Limes) in Mitteleuropa stürmten, stellten auch die Pyrenäen kein Hindernis dar. Ab 409 begannen sie, in Spanien einzudringen. Verschiedene, teilweise bunt durcheinander gewürfelte Germanenhorden besetzten Teile der Halbinsel und mit der Eroberung der römischen Provinz Tarragona durch den Westgotenkönig Eurich schied 474 der letzte Teil der Iberischen Halbinsel aus dem Römischen Reich. Von den ehemaligen Besatzern blieb bis heute die romanische Sprache und die katholische Religion.
All die Germanenstämme fein säuberlich zu trennen ist nicht ganz einfach, denn meistens hatten sie sich bereits auf ihren Wanderungen stark miteinander vermischt. Man kann jedoch in etwa festhalten, dass sich im Norden Portugals jenseits des Douro die Sueben festsetzten, im Süden dagegen Alanen, Vandalen u. a. Gegen diese Eindringlinge wurden bald die Westgoten, die sich in Südfrankreich niedergelassen hatten, von den Römern zu Hilfe gerufen. Dies hatte aber zur Folge, dass sich schließlich die Westgoten über die ganze Halbinsel ausbreiteten und allein die Sueben sich noch behaupten konnten. Unter König Leowiglid wurden dann auch die Sueben 585 von den Westgoten in ihr großes Reich integriert.


Die Araber
711 kam dann das Ende des westgotischen Reiches, das durch ständige Reibereien zwischen den Adligen und durch soziale Unruhen stark geschwächt war. In Windeseile fielen die arabischen Mauren über die Meerenge von Gibraltar in das morbide Reich ein und eroberten große Teile der Iberischen Halbinsel; sie waren von oppositionellen Westgotengruppen zu Hilfe gerufen worden. Damit hatte ein weiteres Kapitel in der wechselhaften Geschichte Portugals begonnen: die Herrschaft der Araber.
Nur über den Douro konnten sie nicht in die bergigen Gebiete des ehemaligen Suebenstaates am Nordrand der Iberischen Halbinsel vorstoßen, wohin sich Westgoten und Sueben zurückgezogen hatten. Vom heutigen Asturien aus sollte mit der Schlacht von Covadonga im Jahr 722 die Jahrhunderte dauernde Reconquista, die Rückeroberung der von Mauren besetzten Gebiete, beginnen. Immer wieder wurden Vorstöße in das besetzte Land im Süden unternommen. Neue Königreiche entstanden, die sich nach Süden ausdehnten. Wichtigster dieser neuen Herrschaftsbereiche wurde das Königreich León, das in Nordportugal in dem schon erwähnten Gebiet der Sueben entstand; später kam Kastilien dazu und es entstand das Königreich Kastilien-León. Der Prozess der Wiedereroberung wurde vor allem durch die Streitigkeiten unter den verschiedenen arabischen Gruppen und Königreichen (Taifas) begünstigt. Zwar konnten sich die Mauren noch mehrere Jahrhunderte nach Beginn der Reconquista in Spanien und Portugal halten, doch nahm der Widerstand gegen sie ständig zu, bis schließlich 1492 mit der Eroberung Granadas die letzten Reste der arabischen Herrschaft auf der Iberischen
Halbinsel ausgelöscht wurden.


Portucale
1094 übertrug König Afonso VI. von Kastilien-León die Grafschaften Portucale und Coimbra seinem Schwiegersohn Heinrich von Burgund als Anerkennung für dessen militärische Dienste in der Reconquista. Nun wurde der Name Portugal erstmals aktenkundig. Portucale (Hafen von "Cale", heute die Stadt Porto) nannte man den Landstrich zwischen Minho und Douro, der jedoch rechtlich noch vom Königreich León abhängig war.
Die Unabhängigkeit konnte erst der Sohn Heinrichs erringen, Dom Afonso Henriques. Bei der Schlacht von Ourique (bei Beja im Alentejo) besiegte er im Jahr 1139 die Mauren und ließ sich zum König ausrufen (er sollte bis 1185 König bleiben). 1143 erkannte Afonso VIII., König von Kastilien-León, das neue Königreich von Portugal zähneknirschend an. Dies war die Geburtsstunde Portugals, dessen erste Hauptstadt Guimarães werden sollte.


Die Dynastie Burgund
Von 1134 1385 stellte die Dynastie der Burgunder die Herrscher im neuen Staat Portugal. Neben der Sicherung des neuen Landes gegen den mächtigen Nachbarn Kastilien-León setzten sich die ersten Könige die Vertreibung der Mauren zum Hauptziel. 1147 eroberte Dom Afonso Henriques Lissabon; bis 1250 wurde unter Afonso III. mit der Eroberung der Algarve das gesamte Gebiet des heutigen Portugals von den Mauren befreit. Damit waren die heute existierenden Grenzen Portugals festgelegt, die seither bis auf einige kleinere Änderungen (z. B. Olivença) fortbestehen.
Nachdem Papst Alexander III. 1179 die Selbständigkeit des neuen Staates anerkannt und sogar die Errichtung eines Erzbistums in Braga gebilligt hatte, somit die internationale Anerkennung Portugals gesichert war, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit dem spanisch-kastilischen Reich, das den größten Teil der Halbinsel einnahm. Nach vielen größeren Grenzkonflikten erkannte Kastilien 1411 die Unabhängigkeit Portugals endgültig an.


Die innenpolitische Entwicklung
Die ganze innenpolitische Entwicklung darzustellen würde zu weit führen, deshalb in aller Kürze:
Nach den jahrzehntelangen Kriegen gegen die Mauren ging es nun vor allem darum, das Land wirtschaftlich gesunden zu lassen. Davon profitierten die Landbewohner und die Städter; während der Adel und die Kirche in ihrer Macht beschnitten wurden.
Unter dem Nachfolger von Dom Afonso Henriques, Sancho I. (1185 1211) wurde das eroberte verwüstete und entvölkerte Land wiederbesiedelt; neue städtische Zentren wurden angelegt. Damit wurde die Wirtschaft (Ackerbau, Handel) angekurbelt, während Adel und Klerus mit den sogenannten Ritterorden in Schach gehalten wurden, die zur Befreiung der Mauren ins Land geholt worden waren. Der wichtigste Orden war der Tempelritterorden und spätere Christusritterorden.
König Dinis (1279-1325) führte diese Politik fort. In der Ständeversammlung, den Cortes, war nun auch der dritte Stand, das Besitzbürgertum, vertreten;
der Landbesitz der Kirche wurde drastisch eingeschränkt. Portugiesisch wurde Landessprache. 1288 wurde die erste Universität in Lissabon gegründet, die wenige Jahre später nach Coimbra verlegt wurde.
Unter König Dinis' Sohn Afonso IV. (1325 57) brach in Portugal 1348 die Pest aus ein harter Rückschlag, der durch den Bürgerkrieg Afonsos mit seinem Sohn Pedro I. (1357 67) noch verstärkt wurde. Anlass des Krieges war das Verhältnis Pedros zur Hofdame Inés de Castro, das der Vater nicht dulden wollte, und so ließ er sie nach einer Scheinverhandlung umbringen.
Der Nachfolger Fernando I. (1367 83) verstrickte sich in Kämpfe mit Kastilien, die mehrere Invasionen der Spanier in Portugal zur Folge hatten. Im Rahmen dieser Kämpfe wurde 1373 der zweite geheime Bündnisvertrag mit England geschlossen (ein erster war bereits 1308 unterzeichnet worden). Das Bündnis sollte bis heute anhalten und damit zur längsten Allianz der Neuzeit werden.



Die Dynastie Aviz
Als nach dem Tode Fernandos I. 1383 seine Tochter Beatriz, verheiratet mit dem spanischen König Juan von Kastilien, Erbansprüche auf Portugal stellte, war höchste Alarmbereitschaft geboten. Um nach dem Aussterben der Dynastie Burgund die nationale Unabhängigkeit zu sichern, wählte man schließlich João I., einen Halbbruder Fernandos, der aus einem illegitimen Verhältnis von Pedro I. hervorgegangen und Großmeister des Ordens von Aviz war, zum neuen König. Die darauf folgenden heftigen Angriffe der Spanier wurden zurückgeschlagen, hauptsächlich in der großen Schlacht von Aljubarrota am 14. August 1385. Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit wurden die Spanier mit Hilfe einiger englischer Truppen besiegt. Damit war für Portugal die Voraussetzung geschaffen, sich von den Spaniern ab- und dem Meer zuzuwenden die überseeische Expansion konnte beginnen! Das Zeitalter der Entdeckungen (1415 1560)
Das Meer hatte die Portugiesen schon immer gelockt. Nebenan das feindliche Spanien, ringsherum der riesige Atlantik was lag da näher, als die Expansion über das Meer zu suchen, um dem Druck des übermächtigen Nachbarn gewachsen zu bleiben.
So wurden die Portugiesen zum Volk der Seefahrer, zum Vorreiter in Nautik, Geographie, Astronomie, Kartographie, Mathematik und Navigation. Das goldene Zeitalter der Entdeckungen konzentriert noch heute den wahren Nationalstolz der Portugiesen auf sich. Das kleine Land mit nur knapp 1 Million Einwohnern wurde im 15. Jh. zur Weltmacht, Lissabon wurde Weltmetropole und man besaß bald Stützpunkte in Afrika, Asien und Amerika. Portugal stieg damals aus dem Nichts zur Weltmacht Nummer eins empor und hatte bei der Aufteilung der neu entdeckten Welt ein gewichtiges Wort mitzureden. Doch durch die Konzentration aller Kräfte nach außen vergaß man die Schwierigkeiten im eigenen Lande; das eigene Vermögen wurde weit überschätzt, und so fiel in kurzer Zeit das ganze, groß angelegte Kartenhaus wieder in sich zusammen.
Begonnen hatte der Aufstieg Anfang des 15. Jh. unter dem bereits oben erwähnten João I. (1385 1433). Portugal hatte sich mit England verbündet und mit Spanien einen längerfristigen Friedensvertrag geschlossen. Auch die Finanzen standen günstig, da die Krone zu Investitionen bereit war und die Macht des Adels zurückgedrängt worden war. Einer der Söhne Joãos, Infante Dom Henrique (Heinrich der Seefahrer), gründete 1415 eine Seefahrerschule und organisierte die ersten Entdeckungsfahrten. Noch im gleichen Jahr eroberten die Portugiesen Ceuta von den Mauren (heute eine spanische Enklave in Marokko); man hatte sich so die erste Kolonie und ein erstes Standbein in Afrika gesichert. Portugal war damit die erste Kolonialmacht Europas der Neuzeit geworden und sollte auch die letzte werden.


Sebastianismo
Joãos Enkel, der junge König Sebastião, verschwand während der Schlacht von Alcácer-Quibir spurlos die Sage verhieß, er werde bald darauf wiederkommen und die Niederlage rächen. Dieser Glaube fasste starke Wurzeln im portugiesischen Volk: Seitdem tauchten immer wieder falsche Sebastians auf, um die Macht an sich zu reißen. Aber der echte kehrte nicht mehr zurück ...
Dieses Trauma in der portugiesischen Geschichte hat den festen Begriff Sebastianismus geprägt und soll auch den Seelenzustand des Portugiesen beschreiben unerfüllte Hoffnungen.
Einerseits wollte man das geheimnisvolle Afrika erforschen, andererseits einen Seeweg nach Indien finden, um dort den einträglichen Gewürzhandel betreiben zu können, ohne mit den Türken im östlichen Mittelmeer in Konflikt zu geraten. Der Glaube an die unermesslichen Schätze Afrikas trieb die Expeditionen dazu, immer weiter vorzustoßen; allmählich tasteten sie sich an der Westküste Afrikas entlang nach Süden. Die Seefahrer waren noch dazu auf der Suche nach dem sagenumwobenen, christlichen Priesterkönig Johann, dessen riesiges Reich in Zentralafrika vermutet wurde. Mit seiner Hilfe wollte man die Araber einkreisen. Die anfangs recht kleinen Unternehmungen gründeten Handelsniederlassungen an der Küste Afrikas, größere Flächenkolonisationen wurden anfangs nicht betrieben. 1488 umrundete Bartolomeu Dias endlich die Südspitze Afrikas, das Kap der Guten Hoffnung. Kurz vor der Jahrhundertwende konnten die Portugiesen schließlich bis Indien vorstoßen, später sogar bis China. Vasco da Gama erreichte 1498 Calicut. In den folgenden Jahren wurden einige Gebiete Indiens für Portugal erobert (u.a. Goa), deren Vizekönig 1510 Dom Afonso Albuquerque wurde. 1511 erreichte man Timor, das noch bis vor wenigen Jahren von Indonesien gewaltsam besetzt gehalten wurde und seit 2001 ein eigener, demokratischer Staat ist, und 1542 traf Fernão Mendes Pinto als einer der ersten Europäer in Japan ein und beschrieb seine Erlebnisse in Büchern. 1557 bekamen die Portugiesen Macau vom chinesischen Kaiser zur Verwaltung übergeben, da sie die Küste von Kanton von Seeräubern "befreit" hatten. Diese Kolonie wurde erst 1999 an China zurückgegeben.
Eine weitere Fahrtrichtung war der Westen, direkt in den gefahrvollen Atlantik hinein, über den damals Indien leichter zu erreichen war, da um die gefährlichen Winde und Strömungen an der Westküste Afrikas ein Bogen geschlagen wurde. Um 1500 entdeckte dann Pedro Álvares Cabral auf dem Weg nach Indien mehr oder weniger zufällig Brasilien, das später Portugals größte Kolonie werden sollte. So hatte man schließlich unglaublich viele Entdeckungen gemacht und freies Land gefunden bzw. Eingeborenen Land weggenommen. Die Handelsstützpunkte der Portugiesen waren in der ganzen Welt verstreut.
Nun kamen die Schätze ins Land: Gold aus Afrika, Gewürze aus Asien. Es sah so aus, als würde Portugal bald zu den reichsten Völkern der Erde zählen. Lissabon gehörte zu den bedeutendsten Städten der zivilisierten Welt und hatte den wichtigsten Hafen Europas. Eine rege Bautätigkeit setzte ein. Der Hof förderte Kunst und Wissenschaft. Unter König Manuel I.. (1495 1521) schufen portugiesische Bauleute die größten Kunstwerke Portugals; sie kreierten einen vollkommen eigenständigen Stil in der Baukunst, die Manuelinik. Nach einer kurzen Phase des Aufschwungs setzte jedoch der Rückschlag ein: Während die riesigen Gewinne aus den Kolonien in die Häfen kamen, verfiel das eigene Wirtschaftsleben im Hinterland die Landwirtschaft und die handwerkliche Produktion.
Über den großen Investitionen für die Entdeckungs- und Handelsunternehmungen war der Ausbau des eigenen Landes sträflich vernachlässigt worden. Die Landwirtschaft produzierte nicht genug, und so musste Getreide eingeführt werden, was einen Teil der Kolonialgewinne auffraß. Die inneren Landesregionen waren nicht mehr attraktiv für die Landbevölkerung; es herrschte Hunger, eine große Landflucht war die Folge. Die Städte waren den eintreffenden Massen natürlich nicht gewachsen; eine Emigrationswelle nach Spanien begann. Portugal besaß Anfang des 16. Jh. nur etwas über eine Million Einwohner. Zu einer Besiedlung der Kolonien reichte dies nicht aus, daher konnten hauptsächlich die kleinen Niederlassungen bestehen bleiben. Nur Brasilien wurde später flächenmäßig kolonisiert, da man befürchtete, das Land an die Spanier, die ihre Besitzungen in Amerika systematisch kolonialisierten, zu verlieren. Neben Portugiesen wurden in Brasilien hauptsächlich Sklaven aus Schwarzafrika angesiedelt (besonders aus der portugiesischen Kolonie Angola). Portugal war zu dieser Zeit der größte Sklavenumschlagplatz Europas und kann sich der traurigen Tatsache rühmen, die Sklaverei in Europa "hoffähig" gemacht zu haben ...
Das Gold aber, das aus Afrika und Asien kam, floss ins Ausland (besonders nach England, Niederlande und Deutschland) ab, da die portugiesische Wirtschaft inzwischen ganz auf Import eingestellt war. Schon unter João III. (1521 57) begann der Niedergang Portugals als Weltmacht. Die Staatsschulden stiegen, die Krone konnte nicht mehr investieren Ende des 16. Jh. war kein Geld mehr da. Die Kolonisierung der Welt war damit für Portugal beendet. Am verheerendsten wirkte sich die Niederlage des portugiesischen Heers unter dem jungen König Sebastião (1557 78) gegen die Araber in Marokko aus. Im Sommer 1578 wurden in der Wüste bei Alcácer-Quibir (heute Azilah) 18.000 Portugiesen niedergemetzelt, die auf dem Weg nach Jerusalem waren. Für Portugal bedeutete dies die größte Niederlage aller Zeiten und das Ende der Dynastie Aviz, unter der das Land seine glanzvollsten Zeiten erlebt hatte. Der Onkel Sebastiãos, Erzbischof Henrique von Lissabon, regierte zwar noch von 1578 bis zu seinem Tode 1580, aber danach war die Dynastie endgültig ausgestorben.


Die "Sechzig Jahre"
Portugals Macht war mit der Niederlage in Marokko endgültig gebrochen. Spaniens König Felipe II. (1558 98) fasste die Gelegenheit beim Schopf und annektierte 1580 das Land des ungeliebten Nachbarn. Durch seine erste Ehe mit Maria von Portugal, die nur zwei Jahre hielt, hatte er Anspruch auf die portugiesische Krone. Fortan wurden Spanien und Portugal von ihm in Personalunion regiert. Damit war die Katastrophe für Portugal perfekt. Nachdem das kurzlebige Weltreich so gut wie zerschlagen war, fiel nun auch noch die Heimat in die Hand des Feindes. Etliche Portugiesen flohen auf die Azoren und konnten sich dort noch zwei Jahre lang verteidigen.
Bis heute ist die Erinnerung an diese furchtbare Zeit nicht erloschen. Manche Portugiesen trauern noch immer ihrer "großen Zeit" nach, die so plötzlich endete. Hier sind die Wurzeln der vielbeschworenen Saudade zu suchen. Wahrscheinlich lässt sich auch der lange diktaturähnliche Zustand unter Salazar und Caetano mit dem aus diesen Zeiten gebrochenen Selbstbewusstsein der Portugiesen in Verbindung bringen (zumindest ist das ein Erklärungsversuch).
Die "Sechzig Jahre" unter der Knute Spaniens wurden für die Portugiesen sehr hart. Sie mussten mit den Spaniern in den großen Krieg gegen England ziehen, in dem 1588 mit der Spanischen Armada auch die portugiesische Flotte vernichtet wurde. Dazu kamen die hohen Steuerforderungen der Spanier, die das Land ausbluten ließen. Viele überseeische Besitzungen gingen aufgrund der Vernachlässigung durch die Spanier an die Engländer und Holländer verloren.
Das herrische Verhalten der Spanier, die unter Felipe IV. (1621 65) versucht hatten, ihr Reich stärker zu zentralisieren, wurde ihnen jedoch zum Verhängnis. In einer großen Verschwörung, in die auch Frankreich verwickelt war, vereinbarten die Portugiesen den Aufstand gegen ihre Besatzer. 1640 brach er los, und da die spanische Krone unter Felipe IV. gerade mit Unruhen im eigenen Land zu kämpfen hatte auch Katalonien hatte sich unabhängig erklärt , gelang es ihr nicht, den Aufstand zu beenden. Nach langen Kämpfen wurden 1665 schließlich die letzten Gebiete des Landes von den Spaniern befreit. Die schmachvolle Zeit der Besatzung war damit vorbei.


Die Dynastie Bragança
Der Herzog von Bragança wurde während des erfolgreichen Aufstands gegen die Spanier als João IV. (1640 56) zum neuen König von Portugal gewählt. Damit gelangte eine neue Dynastie an die Macht, die sich bis zur Ausrufung der Republik. im Jahre 1910 hielt.
1668 konnte Portugal mit dem "Frieden von Lissabon" endlich das Zugeständnis der Unabhängigkeit von Spanien erringen. Es folgte eine Periode politischer Stabilität unter den Königen Afonso IV (1656 83), Pedro II (1683 1706) und João V (1706 50). Das Haus Bragança stellte dabei aber eher prunksüchtige als starke Herrscher. Unterbrochen wurde der Frieden nur durch Portugals Teilnahme am Spanischen Erbfolgekrieg, in dem sich das Land auf die Seite des Habsburger Prätendenten Carlos III stellte, dann aber den bourbonischen Kandidaten Felipe V akzeptieren musste. Große Teile des Alentejos und der Beiras wurden verwüstet.


Das Gold aus Brasilien
1698/99 wurden in Brasilien, in Minas Gerais, Mato Grosso und Goiás große Goldvorkommen entdeckt, und wieder flossen ungeheure Reichtümer nach Portugal Brasilien war ja noch immer Kolonie. Als Folge der Goldfunde wurde die brasilianische Hauptstadt 1763 von Salvador da Bahia nach Rio de Janeiro verlegt.
Portugal profitierte noch bis zur Unabhängigkeit 1822 vom Wirtschaftsaufkommen Brasiliens. Der ständige Strom von Gütern aus der Überseekolonie wurde gleichzeitig zum Vorwand für die herrschenden Schichten Portugals, die längst überfälligen Wirtschaftsreformen immer wieder aufzuschieben. Gold und Diamanten ermöglichten es dem königlichen Hof und den Adelskreisen, in Saus und Braus zu leben und ständig aus dem Vollen zu schöpfen, während das Land und die Landbevölkerung immer ärmer wurden. Portugal wurde damals zum Armenhaus Europas und war auf dem besten Wege, den Anschluss an die Moderne zu verpassen.
Zum Prozess der Verarmung kam die immer stärker werdende Abhängigkeit von England, dem man sich politisch und wirtschaftlich völlig angeschlossen hatte. Besonders nachteilig wirkte sich der 1703 geschlossene Methuenvertrag aus, der den Import von Textilien aus England im großen Stil zuließ, während Portugal als Gegenleistung Wein, insbesondere Portwein, ausführen sollte. Dieser Vertrag legte die portugiesische Wollindustrie lahm.


Marquês de Pombal
Die lange fälligen Reformen wurden schließlich doch noch vom Marquês de Pombal durchgeführt, den König José 1750 bei Thronantritt zum Außen- und Kriegsminister berief.
Als überzeugter Anhänger des aufgeklärten Absolutismus ging der Marquês de Pombal sogleich daran, hart durchzugreifen: Der ihm verhasste Klerus und Adel wurde etlicher Privilegien beraubt. Die Jesuiten wurden 1759 aus Portugal und Brasilien vertrieben. Gleichzeitig erfolgte eine systematische Förderung der Wirtschaft des eigenen Landes und der Kolonien, während der Einfluss Englands zurückgedrängt wurde. Der Zufluss von Gold und Luxusartikeln wurde unterbunden, Brasilien wurde planmäßig kolonisiert, erwaltung und Universitäten wurden reformiert es wehte ein frischer Wind! Neben diesen durchaus lobenswerten Initiativen sollte man nicht vergessen, dass der Marquês de Pombal ein erbarmungsloser Diktator war, der seine persönlichen Feinde gnadenlos verfolgte und bestrafte.
Am 1. November 1755 zerstörte ein gewaltiges Erdbeben ganz Lissabon.
Verheerende Schäden in der Stadt und unzählige Tote waren zu beklagen der ganze Kontinent Europa war erschüttert. Doch in einem enormen Gewaltakt wurde Lissabon unter der Leitung Pombals erstaunlich rasch wieder aufgebaut; damals entstand das exakte Schachbrettmuster der Straßen in dem Altstadtviertel Baixa, das noch heute unverändert besteht.
Nach dem Tode Königs José I. (1750 1777) wurde Pombal gestürzt und die alte Misswirtschaft unter den Nachfolgern Dona Maria I. (1777 1816) und Pedro III. (1777 1786) ging weiter. Pombal hatte versucht, die Macht der Krone zu stärken das Bürgertum hatte er dabei übergangen. So hatten die Reformen in erster Linie dazu gedient, Luxus und Einfluss der Krone wie auch den Pombals zu vermehren. Das schwache und einflusslose Bürgertum fand daher auch in der Zeit der großen Französischen Revolution nicht die Kraft, revolutionären Elan zu entwickeln. Das Ergebnis: Portugal verpasste ähnlich wie Deutschland den Sprung zur modernen bürgerlichen Gesellschaft.


Die Napoleonische Invasion
Entsetzlich waren die Folgen der Koalition Portugals mit England gegen das nachrevolutionäre Frankreich unter Napoleon.
1801 erklärten Spanien und Frankreich den Krieg. Das portugiesische Heer wurde desaströs geschlagen. Portugal musste Olivença an Spanien abtreten und Reparationszahlungen leisten.
Da Portugal die 1806 von Napoleon verhängte Kontinentalsperre nur zögerlich umsetzte, marschierten französische Truppen unter Junot 1807 erneut in Portugal ein. Der portugiesische Hof floh in einer lange geplanten und generalstabsmäßig durchgeführten Aktion unter Dom João VI. (1792 1826) nach Brasilien und verbrachte dort die nächsten Jahre. Rio de Janeiro wurde portugiesische Hauptstadt.
Portugal wurde in den Jahren 1808 10 zum Schlachtfeld. Mit Hilfe der Engländer unter Wellington wurden die französischen Invasoren vertrieben. Die Bevölkerung wurde furchtbar dezimiert. Nach der Vertreibung der Franzosen blieben die Engländer als "Besatzungsmacht" in Portugal jetzt hatten die Portugiesen ihren "Big Brother" sogar im eigenen Land. England behandelte Portugal fortan wie eine Halbkolonie.
Die Verluste waren enorm. Nicht nur, dass viele Soldaten im Kampf fielen, die Bevölkerung unter den Schlachten und Plünderungen zu leiden hatte, die Franzosen verschleppten viele Kunstwerke, die Wirtschaft brach völlig zusammen. Im Wiener Kongress von 1814/15 wurde Portugal Olivença zwar wieder zugestanden, doch bis heute wurde der Landstrich bei Elvas nicht zurückgegeben.


Die liberale Verfassung von 1821
In Abwesenheit Joãos VI., der noch immer in Rio de Janeiro weilte, traten 1821 die Cortes, die Ständeversammlung, in Lissabon zusammen. Sie entwarfen eine liberale Verfassung, die den Adel entmachten und den Bürgern über eine Art Parlament endlich mehr Mitspracherecht geben sollte, Gewaltenteilung etc.. König João VI., der 1821 mit Prinz Miguel zwangsläufig nach Portugal zurückkehrte, leistete seinen Eid auf die neue Verfassung. Nachdem die portugiesische Regierung Brasilien, das während der Anwesenheit der Königsfamilie aufgeblüht war und viele Rechte zugestanden bekommen hatte, wieder in den kolonialen Zustand zurückdrängen wollten, setzte sich der in Brasilien verbliebene Prinz Pedro an die Spitze der Unabhängigkeitsbewegung. Dies war zuvor mit João VI. verabredet worden, um die Herrschaft der Dynastie Bragança in Brasilien zu retten. Mit dem Grito de Ipiranga vollzog Pedro I. am 22. September 1822 den letzten Schritt zur Unabhängigkeit Brasiliens. Zwei Monate später ließ er sich zum Kaiser Pedro I. von Brasilien ausrufen.


Liberalismus gegen Konservatismus
Doch die liberalen Vorkämpfer in Portugal wurden bald wieder von den alten Machthabern im Zaum gehalten. Nachdem sich im Zuge der allgemeinen Wirren die Kolonie Brasilien von ihrem "Mutterland" losgesagt hatte, bekamen die Erzkonservativen Portugals wieder Oberwasser. Die Zahlungen aus Brasilien hörten sofort auf; dies wurde natürlich den Liberalen in die Schuhe geschoben. Noch drei Jahre vor dem Tode Joãos VI. setzte dessen Sohn Dom Miguel 1823 die Aufhebung der liberalen Verfassung durch. Die Liberalen zogen sich auf die Azoren zurück und bauten dort eine Armee auf.
Kaiser Pedro I. von Brasilien, der rechtmäßige Thronanwärter, verzichtete 1826 zugunsten seiner Tochter Dona Maria II. da Glória (Königin 1826 53) auf seine Ansprüche; zunächst aber war er gezwungen, anstelle des Kindes seinen Bruder Dom Miguel als Regenten einzusetzen. Miguel hob 1828 mit einem Militärputsch die Verfassung auf und ließ sich durch die Garnison von Bragança zum König ausrufen. Damit begann die Tradition der massiven Einmischung des Militärs in die portugiesische Politik.
Pedro I. kehrte 1831 nach Europa zurück, nachdem er in Brasilien zugunsten seines fünfjährigen Sohnes Pedro II. abgedankt hatte. Von den Azoren aus landete er mit einem Expeditionsheer in Portugal und vertrieb den Despoten Dom Miguel. Nach dem Tod Pedros im Jahr 1834 übernahm seine Tochter Maria II. die königlichen Amtsgeschäfte und heiratete 1836 den deutschen Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg-Koháry. Damit wurde die Dynastie Sachsen-Coburg-Bragança begründet. Unter der Herrschaft Marias II. wurden einige wichtige Reformen im Bildungswesen durchgeführt.
1842 putschte sich António Costa Cabral, zuvor Justizminister, an die Macht und leitete eine konservative Gegenrevolution ein. Er wurde allerdings schon 1846 von den liberalen Führern Terceira, Palmela und Saldanha wieder gestürzt. Die folgenden Jahre waren von einem ständigen Wechsel der Regierungen geprägt: Mal waren die Liberalen (Progressistas) an der Macht, mal die Konservativen (Regeneradores).